Hyperthyreose oder Schilddrüsenüberfunktion: Wie gefährlich ist es?
Schlafstörungen, beschleunigter Puls und ein gewisses Unruhegefühl – Symptome, über die weniger junge Menschen klagen, vielmehr sind sie eher bei Frauen ab einem gewissen Alter zu beobachten. Ein Grund dafür könnte eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Wird diese Störung richtig behandelt, ist jedoch ein ganz normales Leben möglich.
Die Schilddrüse ist ein kleines Organ im Hals, das etwas unterhalb des Kehlkopfes sitzt und dessen Form an einen Schmetterling erinnert. Zuständig ist die Schilddrüse für die Produktion zweier lebenswichtiger Hormone, dem Trijodthyronin (T3) und dem Thyroxin (T4). Um diese Schilddrüsenhormone zu produzieren, benötigt die Schilddrüse Jod und Eiweiß. Ein weiteres Hormon, das TSH, steuert die Produktion der Schilddrüsenhormone in der Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse. Werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert, spricht man von einer Schilddrüsenüberfunktion. Die Folge ist eine Steigerung des Stoffwechsels im gesamten Körper.
Unter einer Hyperthyreose, der zweithäufigsten Störung der Schilddrüse, leiden mehr Frauen als Männer – auf einen erkrankten Mann kommen fünf Frauen mit Schilddrüsenüberfunktion.
Anzeichen der Schilddrüsenüberfunktion
Der beschleunigte Stoffwechsel wirkt sich auf das gesamte Herz-Kreislauf-System aus. Somit können die unterschiedlichsten Symptome auftreten:
- -In etwa 80 Prozent aller Fälle zeigt sich bei einer Schilddrüsenüberfunktion eine Schwellung am Hals, der Kropf. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Basedow-Krankheit für das Leiden verantwortlich ist. Bei der Basedow-Krankheit können auch ein Hervortreten der Augäpfel oder Lidödeme beobachtet werden. Ebenfalls typisch für diese Form der Schilddrüsenunterfunktion sind prätibiale Myxödeme (ödemartige Schwellung) am Unterschenkel.
- -Neben einem beschleunigten Puls kann es zu Zittern, Muskelschwäche und verstärkter Nervosität kommen.
- -In diesem Zusammenhang ebenfalls möglich sind Herzrhythmusstörungen sowie ein erhöhter Blutdruck.
- -Oft ist auch eine Gewichtsabnahme zu beobachten, obwohl die Essensgewohnheiten nicht verändert wurden. Die Überfunktion der Schilddrüsenhormone bewirkt eine schnellere Verbrennung von Fettzellen.
- -Patienten klagen ebenfalls über vermehrte Durchfälle, da auch die Aktivität des Darms gesteigert wird. Begleitet wird dieses Symptom häufig von Bauchschmerzen oder Heißhunger-Attacken.
- -Auch für Schweißausbrüche, die häufig von älteren Frauen als Zeichen der (kommenden) Menopause gedeutet werden, könnte eine Schilddrüsenüberfunktion verantwortlich sein.
- -Weiter gehören spröde Haare, brüchige Nägel oder Haarausfall zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion.
- -Bei Frauen, die bereits vor den Wechseljahren an einer Hyperthyreose leiden, kann es zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommen. Ebenfalls für eine Unfruchtbarkeit kann diese Störung der Schilddrüse verantwortlich sein.
Ursachen der Schilddrüsenüberfunktion
Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion. In der Regel sind Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, oder eine Schilddrüsenautonomie die Gründe für eine Überfunktion. Auch eine Entzündung der Schilddrüse kann in seltenen Fällen zu deren Überfunktion führen sowie ein Tumor der Schilddrüse oder der Hirnanhangdrüse Auslöser für eine Hyperthyreose sein kann.
Möglicherweise kann die Veranlagung zu dieser Krankheit auch vererbt werden. Ebenfalls eine psychisch schlechte Verfassung könnte einen Ausbruch der Krankheit beschleunigen.
Autoimmunerkrankung Morbus Basedow
Meist entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion durch die Autoimmunerkrankung. Morbus Basedow, die auch unter den Namen Immunthyreopathie, Immunhyperthyreose (IHT) oder Autoimmunthyreopathie Typ 3 bekannt ist.
Dabei werden – aus noch nicht bekannten Gründen – die körpereigenen Abwehrstoffe, deren Aufgabe es eigentlich ist, vor Krankheitserregern zu schützen, fehlgesteuert: Die Autoantikörper der Schilddrüse regen deren Zellen an, mehr Schilddrüsenhormone als notwendig zu bilden.
Morbus Basedow wird dann diagnostiziert, wenn typische Symptome zu erkennen sind. (Kropf, Hervorquellen der Augäpfel, Lidödeme, prätibiales Myxödem).
Meist sind Frauen zwischen 20 und 40 Jahren von der Basedow-Krankheit betroffen.
Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis
Eine weitere Autoimmunerkrankung ist Hashimoto-Thyreoiditis, bei der es zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse kommt. Allerdings ist eine vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone in diesen Fall nicht zwingend gegeben und vorübergehend; eher kommt es dadurch zu einer Schilddrüsenunterfunktion.
Die autonome Schilddrüse
Schilddrüsenautonomie als Ursache für eine Unterfunktion ist besonders bei älteren Menschen zu finden: Ab dem 50-sten Lebensjahr kann es passieren, dass die Schilddrüse selbstständig zu viele Hormone produziert, wenn wichtige Steuermechanismen nicht mehr korrekt arbeiten.
Auslöser dafür sind Zysten, gutartige Tumore oder auch Entzündungen: durch sie entstehen sogenannte kalte oder heiße Schilddrüsenknoten. Produzieren kalte Knoten kaum Hormone, entstehen in den heißen Knoten hingegen Schilddrüsenhormone außerhalb des Regelkreises; es kommt zu einer Überfunktion. Diese Knoten sind besonders in einer Struma (Kropf) zu finden, der durch Jodmangel entstehen kann.
Schilddrüsenüberfunktionen in der Schwangerschaft
Anders als bei der Schilddrüsenunterfunktion haben werdende Mütter bei einer Überfunktion der Schilddrüse eher Glück: Da während der Schwangerschaft ein höherer Bedarf an Schilddrüsenhormonen besteht, verbessert sich manchmal der Hormonstatus in dieser Zeit bei leichteren Fällen von einer Überfunktion. Dennoch sollten die Werte gerade gegen Ende der Schwangerschaft regelmäßig überprüft werden.
Diagnose und Behandlung
Meist kristallisieren sich beim ersten Anamnese-Gespräch und nach einer äußerlichen Untersuchung durch den Arzt bereits verschiedene Punkte heraus, die einen ersten Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion entstehen lassen.
Im weiteren Zuge der Untersuchungen wird dann zunächst das Blut im Labor untersucht. Ist eine Schilddrüsenerkrankung offensichtlich, werden bildgebende Verfahren zur weiteren Eingrenzung der Erkrankung hinzugezogen. Mittels Ultraschall können Knoten und Entzündungen in der Schilddrüse erkannt werden.
Soll Gewebe für weitere Untersuchungen aus der Schilddrüse entnommen werden, wird auch dieser Vorgang über Ultraschall überwacht. Die Szintigrafie, eine nuklearmedizinische Untersuchung, dient dazu, das Schilddrüsengewebe und dessen Funktion sichtbar zu machen.
Zwar ist eine Schilddrüsenüberfunktion in der Regel nicht heilbar, sie ist jedoch so gut zu behandeln, dass ein uneingeschränktes Leben möglich ist. Meist reicht eine medikamentöse Therapie. Dabei bekommt der Patient Thyreostatika, die die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen.
Verursacht eine große Struma starke Beschwerden, kann operiert werden. Besteht der Verdacht auf Krebs, muss die Schilddrüse entfernt werden.
Komplikationen der Erkrankung
Hat ein Kropf eine gewisse Größe, kann er Schluckbeschwerden auslösen. Zudem staut er die Gefäße, wodurch ein unangenehmes Druckgefühl entstehen kann. Hier hilft eine regelmäßige Aufnahme von Jod durch die Nahrung (ca. 180µg -200µg pro Tag).
Zudem sollten heiße Knoten regelmäßig untersucht werden, da hier auch bösartige Krebszellen zugrunde liegen könnten.
Bei einer Thyreotoxischen Krise handelt es sich um eine akut lebensbedrohliche Entgleisung des Stoffwechsels, die bei einer Überfunktion der Schilddrüse durch die Aufnahme einer größeren Menge Jod auftreten kann. Das kann durch die Einnahme von Medikamenten passieren, jedoch auch durch Röntgenkontrastmittel, das mit Jod angereichert wurde. Die Thyreotoxische Krise durchläuft drei Stadien:
1. Unruhe, Angst, Herzrasen und Muskelschwäche, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Schwitzen sowie Flüssigkeitsverlust.
2. Bewusstseinsstörungen und Orientierungslosigkeit
3. Koma, Kreislaufversagen
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